Renaturierteres Gebiet an der Diemel fertiggestellt

Quelle: Hansestadt Warburg

Erste Veränderungen an Flora und Fauna bereits sichtbar

Flüssen mehr Raum zu verschaffen ist ein landesweites Ziel. In Zusammenarbeit mit dem UIH Planungsbüro aus Höxter hat der Diemelwasserverband eine ökologische Verbesserung der Diemel nahe Germete vorgenommen. Die Wasserbaumaßnahmen starteten im September 2023, pausierten aufgrund des Hochwassers von November 2023 bis Februar 2024 und wurden schließlich im März 2024 abgeschlossen. Die Diemel kann sich jetzt innerhalb des gegebenen Korridors frei entwickeln. Im Mai dieses Jahres konnte zudem der Flussbegegnungspunkt fertiggestellt werden.
Bereits sechs Monate nach Abschluss der Wasserbaumaßnahmen können erste Veränderungen im Bereich der Flora und Fauna festgestellt werden.

Die Diemel als Naherholungsgebiet erfahren

„In der Vergangenheit sind sehr viele Gewässerstrecken in Siedlungen und Verkehrswegen begradigt worden“, sagt Bürgermeister Tobias Scherf. „Wir möchten unsere Diemel in einen guten ökologischen Zustand zurückversetzen“, so Scherf weiter. Es sei schön zu sehen, dass der neu geschaffene Flussbegegnungspunkt und das renaturierte Umfeld der Diemel so gut von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen werden. „Besonders Fußgänger und Radfahrer können miterleben, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt in diesem Bereich stetig weiterentwickelt und so die Diemelaue als Naherholungsgebiet erfahren“ freut sich der Bürgermeister.

Umgestaltung der Diemel ist gelungen

„Wir begleiten den Prozess der Fluss-Renaturierung im Kreis Höxter seit vielen Jahren und freuen uns, dass der Diemelwasserverband Warburg und die Verantwortlichen der Stadt sich zu dieser Maßnahme entschieden haben“, sagt Bernd Schackers, Landschaftsarchitekt beim UIH Planungsbüro. Zusammen mit der Maßnahme an der Nethe in Hembsen sei die Renaturierung der Diemel kreisweit die größte ökologische Maßnahme zur Ausgestaltung eines Fließgewässers.

Bernd Schackers und seine Kollegen richten dabei den Blick auf Flüsse in NRW, die das Potential für eine naturnahe Umgestaltung haben.
Bei dem Abschnitt an der Diemel sei dies, bereits sichtbar, gelungen.

Drei Brutpaare des Flussregenpfeifers

„Schon im ersten Halbjahr nach der Renaturierungsmaßnahme hat sich der Flussregenpfeifer angesiedelt“, freut sich Klaus Leifels, Landschaftsarchitekt beim UIH Planungsbüro. Geschätzt drei Brutpaare habe man auf den Kiesflächen der Diemelaue (Rohböden) beobachten können.

Hochstauden und Weiden

Auf den Rohböden wachsen jetzt bereits Hochstauden und Weiden. „Durch Hochwasser werden Sämerein der schnell keimenden Pflanzen angespült. Bereits in zwei bis vier Jahren werden diese Pflanzen hier flächendeckend vorherrschen und einen dichten Auwald bilden“, kündigt Klaus Leifels an.

Ein Lebensraum für Kieslaicher

Im neu gestalteten Flussbett werden sich mit der Zeit nützliche Organismen an der Gewässersohle ansiedeln. „Aus Totholz, Kies und Sandablagerungen bilden sich zum Beispiel Lebensräume für Kieslaicher, wie die Äsche, die sauerstoffreiches, kühles Gewässer liebt“, weiß Klaus Leifels. Mit den Renaturierungsmaßnahme habe man quasi den „Rohbau“ für die Laichplätze dieser Tiere geschaffen, „der Innenausbau“ lagere sich mit der Zeit an, so der Landschaftsarchitekt.

569.000 € aus Landesmitteln

Die Kosten der Maßnahme belaufen sich aktuell auf 763.000 €.
Die Kosten werden mit 569.000 € aus Landesmitteln gefördert. Es handelt sich hierbei um Zuwendungen des Landes NRW zur Förderung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen im Rahmen der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie für die Maßnahme „Strukturverbessernde Maßnahmen an der Diemel im Bereich Germete – Strahlursprung Nr. 254“.

Hintergrund

  • Das Plangebiet umfasst einen etwa 840 m langen Abschnitt der Diemel nordöstlich der Ortslage Germete. Insgesamt zeigte sich die Diemel im Planungsraum stark anthropogen beeinflusst und in ihrem Verlauf weitestgehend festgelegt.
  • Entlang der links- als auch rechtsseitigen Böschungsbereiche befanden sich Steinschüttungen zur Unterbindung einer eigendynamischen Entwicklung. Der frühere Ausbau der Diemel führte zu einem gleichförmigen Abflussgeschehen und einer eher ebenen Gewässersohle. Aufschotterungen oder Kolke waren so gut wie nicht vorhanden.
  • Gemäß historischen Kartenmaterial (Preußische Uraufnahme 1836 -1850) hatte die Diemel zu dieser Zeit im Plangebiet und darüber hinaus noch einen geschwungene bis mäandrierenden Verlauf ohne Nebengerinne. Schon 50 Jahre später weist die Diemel deutliche Begradigungen und Spuren anthropogener Eingriffe auf (Preußische Neuaufnahme 1891 -1912).

Ziele der Renaturierung:


Durch die Renaturierung werden die nachfolgen Entwicklungsziele für das Gewässer in diesem Gewässerabschnitt erreicht.

  • Herstellung einer naturnahen Laufentwicklung mit leitbildkonformen Sohlsubstraten und Sohlstrukturen, Querprofilen und Uferstrukturen. Die ehemals natürliche Linienführung der Diemel sowie die Ausbildung von Nebengerinnen und Altarmen wurden hier erstellt.
  • Auenanbindung der Diemel und Schaffung eines angepassten Entwicklungskorridors. Der neu gestaltete Bereich (Aue) wurde abgesenkt. Dieser Bereich füllt sich bei einer Hochwassersituation zuerst.
  • Schaffung naturnaher Uferzonen mit standorttypischer Vegetationsentwicklung:
    In zwei bis vier Jahren werden an der Uferzone flächendeckend Hochstauden und Weiden stehen. Diese Weiden bilden in einigen Jahren/Jahrzehnten einen Auwald.
  • Schaffung eines Zugangspunktes/Flussbegegnungspunktes zum Gewässer im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit. Am Rande des Radweges, wurde ein Fahrradstellplatz mit Informationstafeln zur Renaturierung errichtet. Ein wassergebundener Fußweg führt von diesen Informationstafeln direkt ans Gewässer, wo die Renaturierung für jeden erlebbar, jedoch nicht für das Baden in der Diemel geeignet und vorgesehen ist.
    Der Flussbegegnungspunkt ermöglicht das Beobachten der Natur und bietet einen freien Blick vom Kiesstrand auf die umgestaltete Wasserfläche.
  • Das Erhalten der Bestandssituation hinsichtlich Hochwassersituation sowie Sediment-transport außerhalb des Planungsraum im weiteren Verlauf der Diemel.