Eine Reise in die Vergangenheit, um für die Zukunft zu lernen

Quelle: Hansestadt Warburg

Schülerinnen und Schüler der Hansestadt Warburg gedenken den Opfern des Nationalsozialismus

47 Teilnehmende, darunter 36 Schülerinnen und Schüler aus der Sekundarschule Warburg und den Gymnasien Marianum und Hüffert, machten sich Anfang November auf eine Reise in die Vergangenheit, um für die Zukunft zu lernen.
Gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ besuchte der Verein für Völkerverständigung Warburg e.V. das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz in Polen. Im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau wurde am Mahnmal ein Kranz niedergelegt. Außerdem lernten die Teilnehmenden die Stadt Breslau anhand einer Stadtrallye näher kennen und besuchten die Warburger Partnerstadt Prochowice.

Demokratie, Toleranz, Respekt und Menschlichkeit


Im Mittelpunkt der Fahrt stand das Gedenken an die Opfer und das Sichtbarmachen des Grauens der NS-Taten. Dabei sollten sich die Schülerinnen und Schüler vor allem mit den Werten rund um Demokratie, Toleranz, Respekt und Menschlichkeit auseinandersetzen, um dem dunklen Teil unserer Geschichte ein „Nie wieder“ entgegenzusetzen.

Geschichte, die bewegt

Der Besuch startete in der neu gestalteten Gedenkstätte im ehemaligen Stammlager I, welches mit einem geführten Rundgang besichtigt wurde. „Arbeit macht frei“ - diese zynische Begrüßung der Häftlinge in den Jahren 1940 - 1945 machte die Unmenschlichkeit des Systems deutlich. Unrecht, Gewalt, Ermordung und Vernichtung prägte die gesamte Bestehens-Zeit des Konzentrationslagers. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren dabei eindrucksvolle Informationen über die Gräueltaten, insbesondere auch über den sogenannten „Todesblock 11“. Besonders erschütternd waren dabei die Räume mit den ausgestellten Habseligkeiten der Opfer, wie Schuhe, Koffer und Kleidungsstücke. Besonders erdrückend war der Raum, der die unzähligen abgeschnittenen Haarschöpfe der Häftlinge zeigte.

Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer

Im Anschluss besichtigte die Gruppe den Vernichtungskomplex im ca. 2 Kilometer entfernten Auschwitz-Birkenau. Hier legten die Schülerinnen und Schüler am Mahnmal im Namen der Hansestadt Warburg einen Kranz mit der Aufschrift „In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ nieder. Es ist der Ort, an dem Jüdinnen und Juden aus ganz Europa, in Zügen eingepfercht, an der Rampe zur Selektion ankamen. Selektion bedeutete dabei, dass in wenigen Sekunden über Tod oder Verbleiben im Lager entschieden wurde. Rund 80-90% der Ankömmlinge wurden direkt in die Gaskammern verbracht. Dies waren vor allem Frauen, Kinder, Alte und arbeitsunfähige Männer. Denn die arbeitsfähigen Männer wurden dazu eingesetzt, den perfiden Vernichtungsplan in die Tat umzusetzen. Bei Krankheit oder Verlust der Arbeitsfähigkeit waren auch diese Häftlinge dem Tod geweiht.
Insgesamt wurden in Auschwitz mehr als eine Million Menschen ermordet.

Ein Abschluss-Workshop zur Reflexion

In einem abschließenden 90-minütigen Workshop reflektierten die Schülerinnen und Schüler in 5er Guppen anhand von Zeitzeugenberichten das Erlebte. Dabei stand im Mittelpunkt, welche Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden können, um in Gegenwart und Zukunft Frieden, Toleranz, Gerechtigkeit und Minderheitenschutz zu bewahren und wie man sich für diese Werte einsetzen kann. „Die Eindrücke des Besuchs im Konzentrationslager Auschwitz waren für die Schülerinnen und Schüler sehr nachhaltig. Sie haben mit großem Interesse, hoher Betroffenheit und würdigem Verhalten die Gedenkstätte besucht und die Geschehnisse im Dritten Reich auch in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft in der heutigen Zeit eingeordnet.“, so Bürgermeister Tobias Scherf.

Ein anonymer Brief zur Reflexion

Am folgenden Tag hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Erlebte mit etwas Abstand erneut zu betrachten und für sich verarbeiten: In fiktiven anonymen Briefen, die sie entweder an sich selbst oder an Freunde/Verwandte schrieben, setzten sie sich mit der Fragen auseinander, ob ihre Vorstellung vor Beginn der Reise sich mit dem tatsächlich Erlebten decken, oder ob Erwartung und Realität sich unterschieden haben.

Kinofilm „Das Tagebuch der Anne Frank“ als Abschluss

Während einer „Stolperstein-Tour“ mit Besuch des jüdischen Friedhofs hatten sich die Teilnehmenden vorab bereits intensiv mit den Schicksalen der Warburger Jüdinnen und Juden auseinandergesetzt. Alle Teilnehmenden werden zudem im Dezember bei einem Kino-Besuch den Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ anschauen. Gemeinsam mit Daniel Heinz von der „Bildungsstätte Anne Frank“ werden die Schülerinnen und Schüler im Anschluss reflektieren, diskutieren und die Eindrücke und Erlebnisse schließlich für sich einordnen können. Auch werden die Briefe, die die Jugendlichen anonym nach der Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz geschrieben haben, Gegenstand der Reflexion sein.
Das Schauen des Films bildet den Abschluss des Projekts.